Schreibraum

SpätLese


Kostproben von Teilnehmenden aus Kursen und Workshops

Impulse der Poesie

I mmer komme ich mit meiner Lebensgeschichte und meinen Visionen in den Schreibraum.
M al wieder die Treppen hinauf in den Olymp der Worte, Texte und Verdichtungen steigen.
P ause machen von den Sätzen, die mir nur an den Kopf fliegen.
U ngezähmte Gedanken mit meinem Schreibstift bändigen.
L oslassen von alten Sprichwörtern, flotten Redewendungen, gewohnten Formulierungen.
S prung kopfüber in die Fantasie der Sprache, Abtauchen in die Tiefe eines neuen Textes.
E in Netz der Resonanz ausbreiten und meine Verdichtung darin einfangen.
Christiane Ruthe

Resonanz

R ückmeldungen braucht jeder Mensch
E infühlen in den anderen bereichert beide
S chwingungen aufnehmen lässt die eigene Lebendigkeit spürbar werden
O rientierung ermöglichen ohne Verpflichtung
N ähe kann entstehen und wohltuend sein
A ntworten empfangen mit allen Sinnen
N eues entwickelt sich fast von selbst
Z ugehörigkeit ist lebenswichtig und macht glücklich
Brigitte Germeroth

Zweizeiler

Ein Ansturm der Bilder kommt ohne jeden Druck.
Ein Halteknopf im unscharfen Augenblick, der als Quelle des Mutes dient.


Inspiriert durch ein Wortpuzzel und das Wort „Ach“ aus dem Gedicht „Ach bleib“
von Ulla Hahn
Florian Bühne

Der König von Makronien

Der König von Makronien
ist kugelrund und lustig bunt,
ein Mann mit großem Herzen

Er liebt Makronen.
Sie wachsen auf Bäumen, ganz hohen,
in seinem süssen Land.

Schon nach dem Aufstehen
beginnt er den Tag
mit zwei Makrönchen, statt Müsli und Quark

Dann lacht und scherzt er
und kugelt mit bester Laune
vom Thron, man höre und staune

Die Arbeit als König
fällt ihm ganz leicht,
solange man ihm Makronen reicht.

Und heimlich klettert er, ganz heiter,
manchmal sogar selbst
auf die hölzerne Leiter

sich die leckersten Makronen
vom höchsten Punkt
des Baumes zu holen.

Doch plötzlich – knirsch -
Die Leiter bricht, zu viel Gewicht
Der König fällt in ein Gebüsch …

… und hört jemand lachen!
Da denkt der kugelrunde König
„Nanu? Was sind denn das für Sachen?

Will sich da etwa
jemand mit mir zanken?
Makronendonner, dann wird’s krachen!“

Wer da gelacht hat,
will er nun wissen
und sucht im Garten ganz verbissen.

So schnell gib er nicht auf!
Und sieht dann mitten in den Lilien
eine Dame aus Sardinien

Sie schaut ganz fein und silbern aus
Sardine halt, so zart und dünn
und lächelt weiter zu ihm hin.

Der kugelrunde König setzt an zum Sprint
so schnell er kann! Zur leckersten Makrone,
hält sie ihr hin, ganz liebesselig …

...ob sie sie nimmt?
Angelika Fernhomberg

Elementar

E rnten, was mit der Erde verbunden
r uhend in ihrem wärmenden Bett
d er Samen, dem manches Wunder entwächst,
e ntfaltend die eigene Kraft

W enn Regen den Boden erreicht
a lles tränkt und zum Glänzen bringt
s treckt sich sein Grün ihm schlank entgegen
s pannt seine Blätter aus
e in leises Staunen beginnt
r aunend sanft der Wind

F reudig Wärme empfangend
e inen kleinen Rest von Kälte bekämpft
u m weiter zu blättern ins nächste Element
e tagenweise höher zu klettern
r asch, derweil die Sonne scheint, bald brennt

L uft und Leichtes gilt es vorzufinden
U niversum will erobert werden
F rühlingsduft will bald umschwärmt sein
T reibt ins Blau des Himmels weit hinein

M ensch, was machst du nur mit diesen Wundern?
E goistisch denkst du nur an plündern
N och ist Zeit, noch können Helden letzte Grenzen schützen,
S chlafende aus daunenweichen Träumen steigen
C harakterstarke retten, was zu retten ist
H andeln für das Jetzt und Hier, handeln für ein ZukunftsWir!
E inig sein in dem Bestreben, nur Miteinander gibt es Leben
N icht nachher und nicht später. Jetzt und Hier. ZukunftsWir!
K leine Schritte, lange Wege, große Taten, starke Gesten.
I m Wert schätzen, nicht nur Wert schöpfen liegt die Achtung vor Natur
N eu zu lernen, dass in diesem kleinen Samen eine Welt verborgen ist
D azu bist du bestimmt, Menschenskind.
Angelika Fernhomberg

Ratlos

Ratlos.
Ich schaue zu und bleibe stumm.
Was passiert da eigentlich?
Plastikplanen knattern im Wind.
Menschen bringen sich in Gefahr.
Ratlos.
Ich schaue zu und bleibe stumm.

Januar 2023 - nach einem Fernsehbericht über die Räumung von Lützerath,
das Klimaaktivisten über Wochen besetzt hielten
Marietta Schaefer

Probefahrt

Ich stehe vor Mike und einem windschnittigen Luxusgefährt. Wir taxieren uns. „Eine Probefahrt wird dich überzeugen.“
Als ich den Startknopf drücke, fährt der Sitz weit zurück. „Willkommen Mike!“ Mike lacht: „Ach, da ist noch mein Profil gespeichert.“ Er verfährt den Sitz manuell in meine Position.
Ich rolle vom Hof. Mike wirkt entspannt und winkt in die Rückfahrkamera. Der Musiksender ist offensichtlich auch sein Geschmack. Es regnet stark, die Scheibenwischer starten automatisch.
Ich spreche eine Adresse ins Navi. Es will mich stattdessen zum Seniorenheim schicken. Haha, lustig! Ich versuche es nochmal, keine Reaktion. Ich parke dicht vor einem Mäuerchen und mache die Zündung aus, um mich in Ruhe mit der Technik zu beschäftigen. Der Sitz fährt zurück. „Auf Wiedersehen Mike!“
„Ich bin nicht Mike“, sage ich verstimmt. Ehe ich die Tür öffnen kann, schaltet sich die Verriegelung ein. Dafür öffnet sich das Schiebedach. Hektisch starte ich erneut und lege den Rückwärtsgang ein.
„Fahrweg freimachen!“
„Ich erzähl‘ dir gleich was! Der Weg für rückwärts ist frei.“ Schiebedach, Türverriegelung und Rückwärtsgang verweigern die Mitarbeit.
„Du bist so blöd, du schwimmst in Milch“, schreie ich wütend, während es ins Auto flutet. „Ich habe dich nicht verstanden“, ist die lakonische Antwort. „Du bist nicht Mike.“
Helga Kenis

Sperrstunde

Während der nächtlichen Sperrstunde drehte er seine Runden durch den Ort im Geiste. Er stellte sich vor, wie er kurz nach Sonnenuntergang die lange Gasse hinunterwanderte, immer darauf bedacht, schmutzige Abschnitte zu vermeiden. Hin und wieder ein Blick durch geöffnete Türen in Hinterhöfe, in denen gehämmert, gesägt oder gerade nur getratscht wurde. Wenn er am gelben Haus mit den hübschen Erkerfenstern nach links abbog, gelangte er in die Prachtstraße des Ortes. Hinter halbhohen Grundstücksmauern erstreckten sich Gärten, die trotz der schon länger andauernden Trockenheit üppig wucherten und mit Feigen- und Mandelbäumen bestanden waren. Die Feigen trugen gerade reichlich Früchte. Dieser Weg war voller Leben, und deshalb ging er ihn gerne und so oft wie möglich, manchmal mehrmals am Tag. Doch nun war alles anders. Schon Fantasien von Freiheit grenzten an Verrat. Wenn er mit den Händen an einer Mauer entlang strich, war er heutzutage mit Leichtigkeit aufzuspüren. Es gab Hunde, es gab DNA-Analysen. Auch sein innerer Widerstand konnte nichts an der Lage ändern. Nein, die Gedanken waren frei. Sie bedeuteten einen Sieg über das menschenverachtende Regime.
Bedächtig folgte er seinen Lieblingswegen durch den Ort und kraulte dabei Benno, der seinen Kopf Trost suchend auf seine Knie gelegt hatte.
Doris Peukert

Eigentlich

Eigentlich öffnet Türen.
Ich suche das Eigene im Eigentlichen.
Darf ich eigentlich nochmal von von vorne anfangen?
Bis der eigentliche Kern deutlich wird.
Bis Licht durch die Türen auf's Eigene fällt.
Eigentlich öffnet Türen.
Ich suche das Eigene im Eigentlichen.
Hiltrud Kuhl

Dialog mit Rondell

„Komm zurück!“
„Sei leise. Weck sie nicht. Das kann schlimm enden.“
„Schlimmer als das? Schau, wie hoch sie ist – wenn sie fällt …!“
„Sie wird nicht fallen, wenn du sie nicht weckst.
Das ist so beim Schlafwandeln. Das sagen alle.“
„Mein Kind! Ich kann das nicht. Schau nur, wie dünn das Seil ist.
Jetzt – jetzt trifft der Fuß das Seil nicht, sie wird fallen!“
„Vertrau ihr doch. Sie macht das gut. Und vielleicht ist
es Zeit, dass sie ihre eigenen Wege geht.“
„Sie ist erst siebzehn!“
„Schon. Sie ist schon siebzehn. Sie hat das Seil, und hast
du ihr nicht beigebracht, wie man es knüpft?“
„Ja, schon, aber…“
„Kein aber – lass sie gehen. Lass sie zeigen, was sie kann,
sich selbst beweisen.“
„Sie will so hoch hinaus, so gefährlich hoch!“
„Du hältst es für gefährlich, weil wir nie so hoch waren.
Aber du kannst nicht wissen, ob es das wirklich ist.“
„Schau doch nur!“
„Ich schaue. Sie will bis zum Mond. Und wenn sie es schafft,
nehme ich sie in den Arm und bin stolz auf sie.“



Vertrau doch; trau dich, zu vertrauen!
selbst, wenn ein noch so großes Grauen
sich abspielt hinter deinen Brauen:
vertrau doch; trau dich, zu vertrauen,
vertraue Kindern, Männern, Frauen,
selbst wenn’s mal schiefgeht!
vertrau doch, trau dich, zu vertrauen,
dann stirbt das jetzt so große Grauen.
Fabe Nörgest

Elfchen

Vertrautheit
Keine Angst
In deiner Nähe
Wo die Wärme wächst
Verbundenheit
Florian Bühne

Lachmöwen

Einem inneren Impuls folgend, stand sie auf und trat ans Dachfenster. Ihr Blick ging über den Ostseefjord. Was war da hinten über der Insel los? Ein Geschrei sondergleichen, verursacht von einem Schwarm Lachmöwen, die über der Insel kreisten. Mit ihren schwarzen Köpfen sahen sie drollig aus. Nie zuvor hatte sie diese Art gesehen. Doch hier an der Schlei gehörten sie offenbar zum alltäglichen Bild. Ebenso wie der rasante Wetterwechsel, den man glücklicherweise heranziehen sah, auf den man sich also innerlich einstellen konnte, auch wenn manchmal nur wenige Minuten dafür blieben…
Von ihrer Warte aus hatte sie einen guten Überblick über das Geschehen draußen. In dieser Gegend hing viel vom Wetter ab, musste sie feststellen. Feuchte und trockene oder gar sonnige Phasen bestimmten den Tagesablauf der Menschen. Die Stärke des Windes diktierte den Wechsel. Man brauchte ein gemütliches Zuhause, um auch die unwirtlichen Stunden gleichmütig zu überstehen und sinnvoll zu füllen. Bloß nicht sofort ein Vorhaben aufgeben, nur weil gleich ein fetter Schauer drohte. Es würde wieder besser werden, dessen konnte man sicher sein.
Irgendwie passte sie hierher. Ihre inneren Landschaften entsprachen den äußeren Gegebenheiten. Sie konnte mitschwingen und sogar das Gezanke der Lachmöwen zur Brutzeit zu lieben beginnen.
Doris Peukert

Ferienliebe

Als sie ihn zum ersten Mal sah, war er in Begleitung einer Frau. Dennoch wusste sie sofort, dass es eine Bindung zwischen ihnen gab. Sie verlor sich in seinen großen braunen Augen und lächelte. Er schien zurückzulächeln.
Beim ersten gemeinsamen Spaziergang waren sie noch distanziert. Bald aber liefen sie unbeschwert durch den Wald und atmeten die noch kalte Frühlingsluft ein. Sie redeten nicht viel, das war auch nicht nötig. Es rührte sie, dass er immer wieder wartete und zu ihr zurückblickte. Mit seiner großen dunklen Gestalt erinnerte er sie an eine frühere ferne Liebe. Sie schwankte zwischen Melancholie und unglaublicher Freude, dass er diese alten Gefühle wieder in ihr auslösen konnte. Sie fühlte sich jünger, freier und mutiger als ohne ihn. Und manchmal sang sie sogar vor sich hin, was sie sonst nie in Gegenwart anderer tat.
Sie räumte alle Gedanken an das Ende dieser kostbaren Zeit an die Seite. Eng aneinandergeschmiegt waren sie grenzenlos. Und dennoch kam der Abschied zu früh. Seine Ferien endeten und er kehrte zurück in sein Leben mit der anderen Frau. Immerhin wusste sie, dass sie sich wiedersehen würden. Das tröstete sie in ihrem Zuhause, das nun ohne diesen lieben großen Hund seltsam leer wirkte.
Helga Kenis

Klangwelten

Naturtöne
Vorlaute Amsel
Gebrumme sammelnder Bienen
Verliebtes helles Schwalbengezwitscher schallt
Klangwelten
Christiane Ruthe

Weite

Der Blick geht ungehindert bis zum Horizont. Wind im Haar, Eisnadeln im Gesicht. Tosende Stille – durchatmen, durchpusten lassen, den schlechten Geistern entfliehen.
Weite, Freiheit, Kraft, steile Hänge, der Blick geht ins tiefe Tal. Gleiten, Sonne im Gesicht, so fühlt sich pure Freude am Leben an.

Hitze bei Tag und in der Nacht. Der Himmel strahlt, die Sonne brennt, die Hitze flirrt auf dem Asphalt. Trägheit, Nichtstun, die Blüten duften süß und die Wellen sind sanft.
Der Tag gleitet dahin – Zeit für mich.


Schreiben zu Gegensätzen, hier heiß // kalt
Ulrike Langer

Impressionen im Angerbachtal

„Nach dem Essen sollst du ruh'n
oder 1000 Schritte tun!“
Strömen und Ruhen, Rhythmus des Lebens,
Auf und Nieder auf verschiedenen Wegen.
Es klappert die Mühle am rauschenden Bach.
Ein Buddha sitzt unter einem Dach.
Im Abseits eine Kamelie mit Knospen,
daneben Stühle, die verrosten.
Holzscheite liegen vorm Kamin.
Fahnen flattern vor sich hin,
Enten ruhen auf dem Teich.
Was erwartet mich wohl gleich?
Modrig riecht faulendes Holz,
einst ein dicker Baum, voll Stolz.
Die Anger plätschert vor sich hin,
meandriert nach ihrem Sinn.
Zwischen bunten Bäumen eine Lücke
mit Abfall neben der Eisenbahnbrücke.
Ein Spielplatz lädt zum Bewegen ein.
Welche Sportart soll's heute für mich sein?
Hockey, Fußball, Volleyball?
Ob ich das denn wohl noch kann?
Ach, ich sitz' lieber auf des Elefanten Haut
in der Sonne zwischen buntem Laub.
„Nach dem Essen sollst du ruh'n
oder 1000 Schritte tun!“
Irmin Schmuck

Aus dem Leben einer Kastanie

Ich habe Dich auf die falsche Fährte geführt. In dem bunten Umfeld der orangefarbenen Physalis und so vielen verschiedenen Früchten auf dem grünen Stoff wäre ich in der Vielfalt doch gar nicht aufgefallen. Aber ich habe mich so geschickt hingelegt, dass Du tatsächlich gedacht hast, ich bestünde aus drei Früchten. Ha, reingelegt.

Aber ich habe es geschafft, Deine Aufmerksamkeit zu erlangen, obwohl ich eigentlich schon etwas müde und welk bin. Meine Stacheln sind zwar spitz, aber recht weich und biegsam. Meine Schale ist grün, aber auch schon dunkel gepunktet, so dass sie an einer Stelle schon flächig dunkel erscheint. Komisch, meine Stacheln sind hier am größten. Das ist auch die Stelle, wo meine Schale den größten Riss bekommen hat. Eigentlich gibt es drei Linien in meiner Schale, aber eine ist komplett aufgegangen, und nur die anderen beiden halten meine Ummantelung noch zusammen. Trotzdem ich fühle mich noch geschützt.

Wie kam es dazu, und warum wollte ich Deine Aufmerksamkeit?
Ich hatte ein wunderschönes Leben an meinem Baum. Getragen von einem kräftigen Stängel, umgeben von vielen Freunden und behütet von großen kräftigen Blättern. Alles war wunderbar.

Aber dann wurde das Wasser knapp. Zuerst opferten sich die Blätter und ließen uns noch ihre letzten Tropfen zukommen, ehe sie im Wind dahinglitten. Sie wurden braun und fielen zuhauf auf den Boden. Der Sommer war so heiß und trocken, und es fühlte sich viel zu früh wie Herbst an.

Dann verlor mein geliebter Stängel an Kraft. Ich presste mich an ihn, hielt ihn ganz fest. Verlass mich nicht, schrie ich. Halte durch, der nächste Regen kommt bestimmt und dann können wir noch schöne Tage und Stunden im leichten Wind schaukeln. Ich wollte doch eine schöne, große Frucht werden. Eigentlich bin ich das auch, aber ich wollte noch mehr wachsen und das Leben genießen mit meinem mir verbundenen Stängel. Doch irgendwann schwanden seine Kräfte. Er gab alles, aber er konnte mich nicht mehr halten. Ich fiel zu Boden, und meine schützende Schale sprang auf.

Meine Schale wird es auch nicht mehr lange schaffen. Sie ist matt, kraftlos, aber sie hat alles aufgeboten, um meinen Fall zu mildern und mich nicht schutzlos preisgegeben.

Ich selbst bin groß, prall, glänzend und noch guter Dinge. Und genau deshalb wollte ich Deine Aufmerksamkeit. Selbst wenn meine Schale Deinen Berührungen nicht lange standhält. Mit ihren Stacheln versucht sie immer noch tapfer, Dich abzuwehren und alles von mir fernzuhalten. Trag ihr das nicht nach. Sie meint es gut.

Nimmst Du mich mit nach Hause und gibst mir und meiner Schale ein schönes Plätzchen? Vielleicht, wie bei Susanne, auf einem weichen Untergrund mit einigen Leidensgenossen, die zu früh ihre Bäume verlassen mussten? Ich würde Dir gerne Gesellschaft leisten und Dich mit meinem Anblick erfreuen. Solange es geht. Ich freue mich auf Dich, denn ich habe Dich ausgesucht und Deine Aufmerksamkeit auf mich gelenkt. Enttäusch mich nicht. Lass uns Freunde werden!
Inger Etzel

Wort-Geschenke

Offenheit, die Halt gibt
Angst, die davon fliegen darf
Beglückung durch Sich-finden-lassen
Stille in der Nacht, die besänftigt
Schmerz, der sich in Gemurmel einbetten lässt
Visionen, die Sehnsucht zum Leuchten bringen
Ziele, die winzig klein am Wegesrand liegen dürfen.

Advent kann meinen: Annehmen, was kommt.
Hiltrud Kuhl

Wohltuende Erkenntnis...

Wohltuende Erkenntnis:
Sehen, was gut war, was gut ist.
Loslassen und sich neu finden.
Wohltuende Erkenntnis:
Komplizierte Knoten lösen sich in mir.
Bilder aus der Vergangenheit beginnen mich zu wärmen.
Wohltuende Erkenntnis:
Sehen, was gut war, was gut ist.
Marietta Schaefer

Leben

In Momenten der Stille
schmecke ich den Rhythmus der Ewigkeit.
Dann schaue ich erstaunt
auf das Ticken der Uhr
und hektisches Rennen bunter Menschenmengen.
Ich aber schaue nach innen und erkenne.
Susanne Hallwachs-Kammertöns

Fluss des Lebens

Ins Fließen kommen
Mich wiegen im Wind
Alles fließt
Anfang und Ende sind eins
Weich sanft berührend
Beruhigend
Tanzend - stets weiter tanzen
In Bewegung bleiben
Nicht müde werden
Alles fließt
Keine Sorge, wenn es wild wird
Es sind Energien, die mich durchströmen
Wachrütteln
Tief atmen lassen
Durchatmen
Meine Arme fliegen lassen
Ja, ja so ist es gut
Wieder ruhiger in den Bewegungen
Wiegen – mich wiegen
Den Klängen anvertrauen
Alles im Fluss
Meine Traurigkeit wird sanft gewogen
Wie ein kleines Kind was weint
Mutter singt ihm etwas vor
Es beruhigt sich
Sein kleines Herz schlägt ruhiger
Du bist gut aufgehoben, mein Kind
Es wird alles gut sein
Was dich umgibt, ist dein Leben, was du gestaltest
Gib dich hin
Atme
Tanze
Wirbel herum
Lass dich treiben
Nimm die Energien in dich auf
Lass dich emportragen
Zu neuen Orten, die dich empfangen werden
Es geht weiter
Nichts ist umsonst
Alles fließt
Vertraue dich dem Fluss des Lebens an
Er wiegt dich
Er trägt dich
Atme ruhig
Vertraue dich dem Leben an
Brigitte Germeroth

Ohne Titel

Ich spüre Veränderung in meinem Schreibprozess. Ich schreibe Texte, die ich zunächst gar nicht schreiben möchte und doch auch schreiben möchte. Ich schreibe sie ja – und es ist ein Widerstand damit verbunden. Welcher Widerstand? Aspekte aus meinem Inneren, mit denen ich mich nicht nach außen begeben möchte. Warum möchte ich das nicht? Ich zeige etwas, was vorher nur in mir „für mich“ existierte. Jetzt ist der Inhalt in einen Text gefasst, der gelesen oder gehört wird, auch von mir. Das Schreiben – auch nur für mich – macht öffentlicher, erkennbar. Das verändert Sicht und Wertigkeit. Resonanz wird möglich.
Susanne Hallwachs-Kammertöns


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